SCHANDMAL/MAHNMAL

STATUS

Archived

ASPECTS

politics, heritage, antisemitism, law

TEAM

Josephine Dishoni, Constanze Lorenz

YEAR

2023-24

ABTRACT

Gerade in Zeiten eines gesellschaftlich immer präsenter werdenden Rechtsrucks und Antisemitismus ist der Umgang mit dem medial breit diskutierten Schmährelief aus unserer Sicht neu zu diskutieren. Genau dort soll das vorliegende Projekt anknüpfen: In zwei Publikationen möchten wir uns vielschichtig den aufgeworfenen Fragen und dem öffentlichen, verhärtet erscheinenden Diskurs annähern. Durch ein Faltplakat gelangt der:die Leser:in über eine einleitende, historische Einordnung mit jedem Auffalten zu einer weiteren Informations- und Kontextualisierungsebene, bevor sich ein „Runder Gesprächstisch“ eröffnet. Es wird eine multiperspektivische, fiktive Diskussion zwischen Akteur:innen aus Kirche, Architekturgeschichte, Politik und Gesellschaft inszeniert, welche sich in dieser Konstellation nie begegnet sind, sondern zuvor in Einzelinterviews befragt wurden. Das Begleitheft beschäftigt sich mit praxisnahen und experimentellen künstlerischen Interventionen und Verhüllungsmethoden am Beispiel der Schmähplastik in Wittenberg. Mithilfe eines Glossars erhält der:die Leser:in einen Überblick über die wichtigsten Begriffe und Schlüsselwörter in der Auseinandersetzung mit dem Themenfeld. Zudem soll ein gestalterischer Umgang mit der Schmähplastik offeriert werden, welcher Aufmerksamkeit erregt, ohne die Schmähplastik zu reproduzieren. Mit den Publikationen soll dem teilweise verhärteten Diskurs im Umgang mit der antisemitischen Schmähplastik ein neuer Raum gegeben werden, der die Möglichkeit einer nachhaltigen, facettenreichen Debatte eröffnet und die Hoffnung birgt, sich in der Realität fortzusetzen.

CONTEXT

An mehr als 30 Innen- und Außenfassaden von Kirchen in Deutschland befinden sich, meist seit dem 13. Jahrhundert, bis heute antisemitische Schmähplastiken, die das Bildprogramm der sogenannten Judensau wiedergeben. Uber einen zeitgemäßen Umgang, die Kontextualisierungund Aufklärung des dissonanten Reliefs wird bis heute kontrovers diskutiert. 2018 klagte ein jüdischer Bürger gegen das Schmährelief an der Stadtkirche in Lutherstadt Wittenberg. Dies führte zu einem breiten öffentlichen Diskurs, der lokal, landes- sowie bundesweit und sogar international für Aufmerksamkeit sorgte und folgende Fragen aufwirft: Was ist ein angemessener, sensibler und zeitgemäßer Umgang mit antisemitischen Bildprogrammen wie der sogenannten Judensau? Wie kann eine nachhaltige Erinnerungskultur für die diffamierende Plastiken entwickelt werden? Welche Möglichkeiten und bestehendeUmgangsweisen sind vorhanden? Wer trägt dafür Verantwortung?

LINKS

FILES

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